Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich freue mich, dass ich hier heute berichten kann von unserer Reise von einer Fiktion eigentlich.
Vor 30 Jahren, vor 20 Jahren sogar noch war dieses Thema, über das wir heute sprechen werden,
eine wirkliche Fiktion und ich werde Ihnen zeigen, dass diese Fiktion jetzt in der Realität angekommen ist.
Krebs ist eine Störung der normalen Ordnung. Natur verläuft ja sehr geordnet. Man sieht hier ein Bild
des Gehirns, eines Haares, einer Hand, alles ist geordnet. Und schon Plato hat gesagt, der gütige
und neidlose Schöpfergott Demiurge war bestrebt, alles zu ordnen. Er brachte alles aus der Unordnung
zur Ordnung, weil er meinte, dass die Ordnung auf jeden Fall besser sei als die Unordnung.
Und hier sehen Sie einen normalen Zellverband, dargestellt am Beispiel der Haut. Zellen wachsen
also sehr geordnet, übereinander strukturiert und wenn Krebs auftritt, dann lösen sich die Zellen
aus dem Zellverband, alles gerät in Unordnung. Krebs kann ausgehen von jedem Organ, es kann ausgehen
von der Brust, sehr häufig vom Darm. Darm ist bei sowohl bei Frauen als auch bei Männern die
zweithäufigste Krebserkrankung. Bei den Frauen dominierter Brustkrebs, bei den Männern der
Brust hat der Krebs. Und nun möchte ich Ihnen erklären, wie aus einer normalen Zelle eine
Krebszelle entstehen kann. Hier sehen Sie, also am Beispiel einer Hautzelle, eines Keratinocytin,
eine Zelle mit Zellkern. In diesem Zellkern ist unsere genetische Information verborgen, die DNA,
und Sie müssen sich vorstellen, dass für eine normale Zellteilung circa 5000 von 25.000 Genen
beteiligt sind. Also wir sagen mal, das ist ein Gen, das an einer normalen Zellteilung beteiligt
ist. Die DNA wird umgeschrieben in RNA, aus dem Zellkern heraus transportiert, in RNA umgeschrieben,
und diese RNA wiederum wird in Eiweiße umgeschrieben. Das heißt, die Ribonukleinsoren
werden umgeschrieben in viele kleine Aminosoren. Jedes Pünktchen hier ist eine Aminosore, und viele
Aminosoren bilden ein Protein oder eine Eiweißkette. Je nachdem, welchen HLA-Typ Sie besitzen, das heißt,
welche genetische Ausstattung Sie mitbringen, wird diese Proteinkette in unterschiedlichste
Stückchen zerhackt, jeweils neun Aminosoren, und diese neun Aminosoren werden an der Oberfläche der
Zelle präsentiert. Das geschieht in jeder Ihrer Körperzellen. Das heißt eigentlich nichts anderes,
als dass auf jeder Ihrer Körperzellen steht, ich bin eine Zelle aus der Haut oder aus dem Darm,
ich bin unbefallen von Viren oder von Bakterien, denn in dem Moment, wo sich die Maschinerie zur
Abwehr von Bakterien und Viren einsetzt, einschaltet, wird auch das an der Oberfläche präsentiert.
Sie können das also jederzeit, immer auf jeder Zelloberfläche ablesen, und dadurch, dass jeder
Mensch unterschiedliche Stückchen aus diesen Proteinketten präsentiert, steht auf dieser Zelle
sogar drauf, ich bin eine Zelle aus dem Darm von Hans Müller oder von Elke Meyer. Also, das ist
eindeutig identifizierbar, jede Körperzelle zeigt dieses Bild. So zeigt aber auch jede Tumorzelle
ein eindeutiges Bild. Also, ich kann an einer Zelle ablesen, diese Zelle stammt aus dem Darm,
und diese Zelle ist maligne, entartet, ist also bösartig geworden. Und das ist ein sehr
wichtiges Wissen. Jetzt zu einem anderen Prinzip, das ich gerne erläutern möchte, Prinzip der
Immunantwort. Was geschieht, wenn ich zum Beispiel einen Schnupfen habe, oder auch keine Schnupfen
habe, wenn ich gesund bin zuerst? Es gibt im Immunsystem mehrere Mitstreiter, Sie müssen sich das
Immunsystem vorstellen wie eine Armee, es gibt Generäle, es gibt Soldaten, und die Generäle sind
die sogenannten dendritischen Zellen, die sehen Sie hier, dendritische Zelle. Wenn nichts los ist im
Körper, dann liegen diese dendritischen Zellen in unseren Grenzorganen, das ist die Haut zum
Beispiel, das ist die Lunge, das ist der Darm, wo also Kontakt nach außen stattfindet, die liegen
da mehr oder minder faul rum, schlucken Antigene aus der Umgebung, Antigene sind diese kurzen
Peptidbruchstückchen, die eben auf der Zelle abgelagert werden. Die schlucken also alles
Mögliche aus ihrer Umgebung, zerfallende Zellen, normal absterbende Zellen, und verdauen das in
ihrem Inneren, prozessieren das, und bilden daraus dann auch wieder Peptidstückchen, die Sie auf
ihrer Oberfläche präsentieren, das ist jetzt da als Pünktchen gezeichnet. Dann machen Sie sich auf
den Weg über die afferenten Lymphbahnen, also die Lymphbahnen, die Ihnen den Lymphknoten weisen,
und wandeln in den Lymphknoten und präsentieren dort, was Sie gefunden haben, also an ihrer
Zelloberfläche präsentieren Sie, dass nichts los ist. Die Botschaft, die Sie da mitbringen,
heißt, ich habe zum Beispiel Hautzellen gefunden, die einfach durch Alterung verstorben sind,
Presenters
Dr. Beatrice Schuler-Thurner
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:30:11 Min
Aufnahmedatum
2011-06-01
Hochgeladen am
2011-11-16 13:15:29
Sprache
de-DE
In den letzten Jahren hat sich im Bereich der Therapie von Krebserkrankungen eine gravierende Änderung ergeben: zu den 3 etablierten Säulen der Tumortherapie (Chirurgie, Strahlentherapie und Chemotherapie) hat sich eine immunologisch basierte Therapieschiene hinzugesellt, die sich nun zunehmend verbreitert. Im Vortrag von PD Dr. Beatrice Schuler-Thurner werden die Grundlagen besprochen, warum und in welcher Form unser Immunsystem für eine Therapie gegen Krebs verwendet werden kann. Sie erörtert Meilensteine in der immunologischen Forschung, welche die nun bereits in Anwendung befindlichen Therapien ermöglichten und spricht über ihre eigene Arbeit mit Dendritischen Zellen im Kampf gegen das Melanom. Die Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen unter Prof. Dr. Gerold Schuler gehört zu den weltweit federführenden Institutionen bei der Therapie mit Dendritischen Zellen.