6 - Von der Vision zur Wirklichkeit - Impfung gegen Krebs [ID:1874]
50 von 280 angezeigt

Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Ich freue mich, dass ich hier heute berichten kann von unserer Reise von einer Fiktion eigentlich.

Vor 30 Jahren, vor 20 Jahren sogar noch war dieses Thema, über das wir heute sprechen werden,

eine wirkliche Fiktion und ich werde Ihnen zeigen, dass diese Fiktion jetzt in der Realität angekommen ist.

Krebs ist eine Störung der normalen Ordnung. Natur verläuft ja sehr geordnet. Man sieht hier ein Bild

des Gehirns, eines Haares, einer Hand, alles ist geordnet. Und schon Plato hat gesagt, der gütige

und neidlose Schöpfergott Demiurge war bestrebt, alles zu ordnen. Er brachte alles aus der Unordnung

zur Ordnung, weil er meinte, dass die Ordnung auf jeden Fall besser sei als die Unordnung.

Und hier sehen Sie einen normalen Zellverband, dargestellt am Beispiel der Haut. Zellen wachsen

also sehr geordnet, übereinander strukturiert und wenn Krebs auftritt, dann lösen sich die Zellen

aus dem Zellverband, alles gerät in Unordnung. Krebs kann ausgehen von jedem Organ, es kann ausgehen

von der Brust, sehr häufig vom Darm. Darm ist bei sowohl bei Frauen als auch bei Männern die

zweithäufigste Krebserkrankung. Bei den Frauen dominierter Brustkrebs, bei den Männern der

Brust hat der Krebs. Und nun möchte ich Ihnen erklären, wie aus einer normalen Zelle eine

Krebszelle entstehen kann. Hier sehen Sie, also am Beispiel einer Hautzelle, eines Keratinocytin,

eine Zelle mit Zellkern. In diesem Zellkern ist unsere genetische Information verborgen, die DNA,

und Sie müssen sich vorstellen, dass für eine normale Zellteilung circa 5000 von 25.000 Genen

beteiligt sind. Also wir sagen mal, das ist ein Gen, das an einer normalen Zellteilung beteiligt

ist. Die DNA wird umgeschrieben in RNA, aus dem Zellkern heraus transportiert, in RNA umgeschrieben,

und diese RNA wiederum wird in Eiweiße umgeschrieben. Das heißt, die Ribonukleinsoren

werden umgeschrieben in viele kleine Aminosoren. Jedes Pünktchen hier ist eine Aminosore, und viele

Aminosoren bilden ein Protein oder eine Eiweißkette. Je nachdem, welchen HLA-Typ Sie besitzen, das heißt,

welche genetische Ausstattung Sie mitbringen, wird diese Proteinkette in unterschiedlichste

Stückchen zerhackt, jeweils neun Aminosoren, und diese neun Aminosoren werden an der Oberfläche der

Zelle präsentiert. Das geschieht in jeder Ihrer Körperzellen. Das heißt eigentlich nichts anderes,

als dass auf jeder Ihrer Körperzellen steht, ich bin eine Zelle aus der Haut oder aus dem Darm,

ich bin unbefallen von Viren oder von Bakterien, denn in dem Moment, wo sich die Maschinerie zur

Abwehr von Bakterien und Viren einsetzt, einschaltet, wird auch das an der Oberfläche präsentiert.

Sie können das also jederzeit, immer auf jeder Zelloberfläche ablesen, und dadurch, dass jeder

Mensch unterschiedliche Stückchen aus diesen Proteinketten präsentiert, steht auf dieser Zelle

sogar drauf, ich bin eine Zelle aus dem Darm von Hans Müller oder von Elke Meyer. Also, das ist

eindeutig identifizierbar, jede Körperzelle zeigt dieses Bild. So zeigt aber auch jede Tumorzelle

ein eindeutiges Bild. Also, ich kann an einer Zelle ablesen, diese Zelle stammt aus dem Darm,

und diese Zelle ist maligne, entartet, ist also bösartig geworden. Und das ist ein sehr

wichtiges Wissen. Jetzt zu einem anderen Prinzip, das ich gerne erläutern möchte, Prinzip der

Immunantwort. Was geschieht, wenn ich zum Beispiel einen Schnupfen habe, oder auch keine Schnupfen

habe, wenn ich gesund bin zuerst? Es gibt im Immunsystem mehrere Mitstreiter, Sie müssen sich das

Immunsystem vorstellen wie eine Armee, es gibt Generäle, es gibt Soldaten, und die Generäle sind

die sogenannten dendritischen Zellen, die sehen Sie hier, dendritische Zelle. Wenn nichts los ist im

Körper, dann liegen diese dendritischen Zellen in unseren Grenzorganen, das ist die Haut zum

Beispiel, das ist die Lunge, das ist der Darm, wo also Kontakt nach außen stattfindet, die liegen

da mehr oder minder faul rum, schlucken Antigene aus der Umgebung, Antigene sind diese kurzen

Peptidbruchstückchen, die eben auf der Zelle abgelagert werden. Die schlucken also alles

Mögliche aus ihrer Umgebung, zerfallende Zellen, normal absterbende Zellen, und verdauen das in

ihrem Inneren, prozessieren das, und bilden daraus dann auch wieder Peptidstückchen, die Sie auf

ihrer Oberfläche präsentieren, das ist jetzt da als Pünktchen gezeichnet. Dann machen Sie sich auf

den Weg über die afferenten Lymphbahnen, also die Lymphbahnen, die Ihnen den Lymphknoten weisen,

und wandeln in den Lymphknoten und präsentieren dort, was Sie gefunden haben, also an ihrer

Zelloberfläche präsentieren Sie, dass nichts los ist. Die Botschaft, die Sie da mitbringen,

heißt, ich habe zum Beispiel Hautzellen gefunden, die einfach durch Alterung verstorben sind,

Teil einer Videoserie :

Presenters

Dr. Beatrice Schuler-Thurner Dr. Beatrice Schuler-Thurner

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:30:11 Min

Aufnahmedatum

2011-06-01

Hochgeladen am

2011-11-16 13:15:29

Sprache

de-DE

In den letzten Jahren hat sich im Bereich der Therapie von Krebserkrankungen eine gravierende Änderung ergeben: zu den 3 etablierten Säulen der Tumortherapie (Chirurgie, Strahlentherapie und Chemotherapie) hat sich eine immunologisch basierte Therapieschiene hinzugesellt, die sich nun zunehmend verbreitert. Im Vortrag von PD Dr. Beatrice Schuler-Thurner werden die Grundlagen besprochen, warum und in welcher Form unser Immunsystem für eine Therapie gegen Krebs verwendet werden kann. Sie erörtert Meilensteine in der immunologischen Forschung, welche die nun bereits in Anwendung befindlichen Therapien ermöglichten und spricht über ihre eigene Arbeit mit Dendritischen Zellen im Kampf gegen das Melanom. Die Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen unter Prof. Dr. Gerold Schuler gehört zu den weltweit federführenden Institutionen bei der Therapie mit Dendritischen Zellen.

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen